Ein Winter in der Sonne

Reisebericht Karibikfahrt 2012/13

Welcome to America - oder auch nicht ...

17. Januar
Die Anweisung sind – natürlich – mal wieder – widersprüchlich: die einen sagen so, die anderen sagen so. Das ESTA Waver Verfahren – und vor allem die 14$ Gebühren – haben wir beantragt bzw. bezahlt (und zwar online, in lächerlichen 4 Stunden war’s schon erledigt ) und so fahren wir einfach mal los nach St. Johns.

Prompt werden wir wieder rausgeschmissen, allerdings echt super nett und freundlich. Walter hatte ja sowieso schon vom “Voyage Hafen” erzählt, und so machen wir uns auf den Weg nach West End Tortola, Sopers Hole. Ja, süß, ja, nett, ja, nee, weiß net so recht. Schön ist, dass man endlich mal schöne Katamarane sieht – eben nämlich besagte Voyage, ansonsten kann ich dem Hafen nicht viel abgewinnen. Sitzen in der einzigen Bar, trinken teures Bier und essen fettes, frittiertes Essen und schauen auf schöne Plastikboote. Um sieben sind wir wieder auf’m Schiff, um acht im Bett. Aber die Fotos sind schön geworden.

Morgens geht’s früh raus, wir wollen die Fähre nach St. Johns nehmen (Vorschrift von unseren netten Rausschmeißern: wir müssen mit einem öffentlichen Verkehrsmittel in die US einreisen). Die geht zwar erst um 09:15 Uhr, aaaaaaber es müssen ja drei verschiedene Pass Daten in den Computer eingegeben werden (wo kommen Sie her, wo wollen Sie hin, wann haben Sie das letzte Mal Kartoffeln gegessen) und das kann dann schon mal ne Viertelstunde pro Person bedeuten. Kosten: schlappe 45$ – pro Person natürlich und natürlich plus 5$ irgendwas Tax, ach ja, diesmal war’s “departure tax”. Aber die Überfahrt ist schön, Einreise in St.Johns klappt auch wunderbar (nur einen Zettel ausfüllen pro Person, ca. 20 private Fragen beantworten “nein, ich will ihren Presidenten nicht ermorden und nein, ich bin auch nicht drogenabhängig und von einer Kalaschnikow im Rucksack würde ich nur Rückenschmerzen bekommen). Wir spazieren noch ein wenig rum (etwas unerwartet der Linksverkehr und überhaupt die vielen Autos, und Menschen, und Lärm, und everything very american) und fahren wieder zurück.

Das Ausdeklarieren hatten wir schon beim Eindeklarieren gemacht (obwohl uns das in etwa 30 weitere Minuten gekostet hat, da das dem Officer doch etwas komisch vorkam, dass wir nur Eindeklarieren um nach USA zu fahren und zurück, ich mein, ist ja nicht so, dass wir die einzigen auf’m Schiff sind, die das machen … Oder vielleicht doch? Haben wir es sich falsch gemacht???? Vielleicht hätten wir einfach illegal einreisen sollen???? Keine Ahnung, vielleicht sind wir auch nur ein klitzekleines bisschen genervt, dass gleiche Prozedere, die gleichen Fragen, die gleiche Zettel, auszufüllen und zu beantworten. Vor allem, weil es sowieso keinen interessiert. Naja, wir haben kein Bock mehr auf weitere Bürokratie und fahren erst mal in unsere “Stammkneipe” Sloggy Dollar Bar auf der Pirateninsel.

Nach diversen Schachspielen, mehreren “Red Stripes” und 5 Painkillern wollen wir es wissen: wieso reden alle vom Foxy??? Also liften wir den Anker und fahren im stockfinstern in die Bucht um die Ecke. Der Himmel ist nicht bewölkt und so schaffen wir es, kein Boot zu rammen und eine vernünftigen Ankerplatz zu finden. Zurück ins Dinghi und wieder an Land. Strand Fehlanzeige, überhaupt Buchtkulissen kann ich mich nicht mehr so wirklich dran erinnern, Kneipe … OK. Zuerst, danach …. GENIAL! Hatte auch nix mit unserem Alkoholkonsum zu tun, sondern mit der Musik. Natülich nicht vom Eigentümer (wie im “Insider-Reiseführer” lachtod beschrieben) sondern vom DJ. Und zwar vom allerfeinsten. Die Leute standen von ihren Tischen auf und auf einmal waren wir alle am tanzen. Wir verbringen eine geniale Nacht, von der es (zum Glück ) keine Fotos gibt.

Nach ein paar Stunden Schlaf, einer Aspirin und zwei Café, geht’s dann nochmal nach St. Johns – zum dritten Mal. Diesmal geht alles gut, alles ganz easy …oder ich bin einfach nur zu verkatert um mich aufzuregen Wir tanken noch schnell (der Liter Diesel 1€) und segeln weiter nach Charlotte Amelia auf St. Thomas …. Wir haben gehört, da gibt’s ein Baumarkt!!!

18. Januar - Chalotte Amelie
Erstmal müssen wir Geld wechseln …. Ihr könnte euch doch bestimmt noch an die Wechselstuben vor dem 21. Jahrhundert auf Mallorca erinnern …. Nun, damit hat das ÜBERHAUPT NIX zu tun erstmal hinsetzen, Termin beantragen, dann auf die abgewetzten aber super wichtigen schwarzen Ledersessel setzen, warten, dann geht’s ins Privatbüro, Passdaten werden bis ins kleinste Detail in den Computer eingegeben (also wahrscheinlich auch die einzelnen Farbschattierungen und Linien, oder was für Daten gibt man sonst während einer geschlagenen Viertelstunde ein?????) dann die üblichen fragen, was wieso weshalb warum … dann darf man noch 10$ Gebühren für ???? vielleicht die Büromiete???? zahlen aber schließlich bekommen wir tatsächlich ein paar Dollar zu einem ungehörigen Umrechnungssatz. Währenddessen steht Ulli draußen, beobachtet und und denkt, wir schließen eine Hypothek an …. obwohl ich glaub, die hätte ich in EU schneller.

Nun denn, mit Frischgeld ausgestattet geht’s zum “Home Depot” (hat man euch denn nicht gesagt, man geht nicht hungrig in den Supermarkt?!?!?) und direkt in den Kulturschock: man stelle sich vor, seit Tagen, ach Wochen, Palmen, Strand, Rum, schlechtes Internet, nette Leute, kaputte Straßen, analphabetische Grenzpolizisten und auf einmal sind wir im Handwerker Paradies. Ok Ok mit einem deutschen Baumarkt kann er es vielleicht nicht unbedingt aufnehmen, aber mit unserem mallorquinischem Leroy Merlin auf jeden Fall. Der Hammer!!! Wir kaufen für 150$ Bastelsachen und sind glücklich. Auf dem Weg zum Supermarkt sind wir dann etwas schlauer und gehen vorher ‘ne Kleinigkeit essen (und aufgrund der herrschenden Globalisierung beim Chinesen ) bevor wir vollgepackt zurück zum Dinghy finden.

Nach so harter, ungewohnter Arbeit sind wir natürlich vollkommen ausgepowert und belohnen uns mit einem kleinen Landgang in “Frenchtown”, richtig schnuckelig mit süßen kleinen Bars & Restaurants. Wir finden ein Bistro und gönnen uns Weinbergschnecken und leckeren Wein. Leider hat der Chinese keinen Platz mehr für die Boullabaise gelassen, aber wir bekommen bestimmt wieder!