Ein Winter in der Sonne

Reisebericht Karibikfahrt 2012/13

die Kanarischen Inseln

Rubicon verkatert
Die Jungs sind fleißig, ich nicht. Ich bin jetzt seit zwei Wochen in reiner Männergesellschaft und das auf kleinstem Raum …. Soll heißen: Emotions? Ist das ‘n neues Getränk??? Gefühle? Kann man die irgendwo einbauen? MÄÄÄÄÄÄDELS ich vermisse euch ganz furchtbar, sobald ich zurück komme gibt’s ein Mega-Quatschen-Tratschen-Gefühle-Analysieren-Marathon!!!!! So, und deswegen ziehe ich mir jetzt drei Folgen Vampire Diaries rein, schmachte Teenie-mäßig den Badboy Vampire Damon Salvatore an. Und als Sahnehäupchen, noch zwei Folgen Grey’s Anatomy mit McDreamy.

Irgendwann erbarme ich mich dann meiner beiden Handwerker, haben wirklich schwer was getan heute, und lade Ihnen als Belohnung den letzten Bond Film runter

Isla de Lobos
Es gibt kein Fleisch in der Marina!!!!! Also laufe ich 30 Minuten ins nächste Dorf um meinen beiden Testeron gesteuerten Fleischfressern eine Freude zu machen (außerdem habe ich schon so’n klitzekleines schlechtes Gewissen wegen meinem gestrigen Faulenz-Tag dann noch mal alles auffüllen und los geht’s zu unsrem nächsten Ziel: la Isla de Lobos, die Insel der Wölfe … Huaaaah. Wir überbrücken die gigantische Entfernung von unglaublichen vier komma acht Meilen mal wieder in kürzester Zeit, das Mädel ist einfach zu schnell. Mit dem Screatcher machen wir 5-6 Knoten bei 10 Knoten Wind. HAMMER! Walter, mach dir keinen Kopf, du kannst noch gaaaaanz viel Spielzeug einbauen!!

An der ausgewiesenen Mooring verscheucht uns ein unglaublich unfreundlicher und zickiger Glassbottom-Boot-Kapitän, nur um 5 (echt, Fünf) Minuten später wieder zu fahren … War bestimmt ‘n Mallorquiner.

Wir haben aber keine Lust uns die Laune zu verderben, also geh ich ein wenig kundschaften (heute Abend wollen wir Pfadfinder spielen) und der Rest macht Siesta. Kurz vor der Abenddämmerung packen wir dann die Rucksäcke, das Fleisch (!!!!!) und paar Flaschen Rose, und auf geht’s an den Strand zum Grillen. Alles richtig gemacht (also fast, wir haben zwar das Brot für die Chistorra und die Butter für die Kartoffeln vergessen, aber Hey … Das letzte Lagerfeuer ist schon ein wenig her), beim Sundowner kalten Rose, heiße Kartoffel und leckere Entrecots genossen. Wir schauen den Sternen zu wie sie erwachen und freuen uns über unser Dasein.

Widmung Damon
Der heutige Blog ist Frank Wegner alias Demon von der Jacky-Fraktion gewidmet, ein ganz lieber Freund von mir, der gerade mit einem bösartigen Lungentumor ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Wir haben einige Tausend Kilometer Gummi auf’m Asphalt gelassen, sind Side-by-side durch Schweizer Pässe gecruist und haben Unmengen an Jackies zusammen geleert. Ich stehe unter Schock. Ich fühle mich so hilflos, so klein, so weit weg. Was tut man in einer solchen Situation? Was sagt man? Wie findet man die richtigen Worte? Ich chatte mit ihm, zum Glück ist er halbwegs gut drauf, unser Haudegen. Es ist ja nicht da erste Mal, das er mit dieser verfi…. Krankheit kämpft. Ich bin froh, dass er seine Silke (die er erst vor kurzem geheiratet hat) und viele Freunde an seiner Seite hat. Meine Tränen schmecken salzig und bitter. Es ist so schwierig, sich der Vergänglichkeit von allem bewusst zu werden. Es erinnert einen daran, den Augenblick zu leben, an Nichts anzuhaften. Unsere krampfhafte Versuche sich an Dinge, Menschen, Situationen fest zu klammern, kann nur Leid bringen, weil eben nichts von Beständigkeit ist. Aber das menschliche Ego möchte, dass alles immer gut ist und so bleibt. Wir wissen zwar, dass das nicht möglich ist, aber gerade wenn es einem geliebten Menschen nicht gut geht, fällt es uns schwer, dies zu akzeptieren. Wie kann ich eine Situation akzeptieren, wenn sie mir Leid und Schmerzen bringt? Wie kann ich daraus was lernen?

Ich lerne Dankbarkeit. Für alles was Jetzt und Hier ist. So, wie es ist.

Zum Schluss noch ein paar Worte von Jack Kornfield über Mitgefühl, von dem die Menschheit eine große Portion mehr gebrauchen könnte!

OZEAN DER TRÄNEN
Mitgefühl ist die Antwort des Herzens auf den Schmerz.
Wir haben Anteil an der Schönheit des Lebens und am Ozean der Tränen.
Das Leiden am Leben ist Teil unseres Herzens sowie Teil dessen, was uns miteinander verbindet.
Es trägt eine Zärtlichkeit in sich, ein Mitgefühl und ein Wohlwollen, das alle Dinge umfängt und jedes Wesen berühren kann.

Die Kanaren
Was soll ich sagen …. Ich mag sie nicht, die Kanaren-Inseln, sie sind langweilig, öde und trist. Nur die Kanaren-Menschen sind wundervoll und voll lieb. Zuvorkommend, freundlich, hilfsbereit. Und das Wetter ist natürlich auch angenehm. Milde 25 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von nur 50% (so wenig haben wir auf Malle wahrscheinlich nur …. äääh, wo fällt mir gar nicht ein, vielleicht eingebuddelt unter der Erde????) und selbst baden geht, also, so eben gerade noch.

Wir dackeln an den melancholischen Küsten entlang, ankern mal hier, mal dort, keine Highlights. Die Jungs versuchen sich zwischendurch noch mal mit einem Landgang. Ich freue mich auf einen schönen Männer-freien Abend und was passiert? Entweder vermissen sie mich ganz doll und können ohne mich gar nicht mehr leben oder dat Dörfchen ist wirklich sehr öde … auf jeden Fall sind sie nach nur einer Stunde und vollkommen nüchtern wieder an Bord. Na toll, das war’s mit meinem (Single-) Mädchen Abend.

Pto. Mogan
Die Nacht mal wieder durchgefahren, wir wollen nach “Schön” und wir kennen Mogan (bzw. den Hafen von Mogan): ich habe dort vor 20 Jahren mal gelebt und Walter war auch schon öfters hier. Wir werden nicht enttäuscht. Es ist immer noch genauso schnuckelig und hübsch und süß und überhaupt … alles ist gut, wir sind wieder im Reinen mit dem Schicksal und genießen die Tage. Ich gehe sogar ins Wasser, und das bei unglaublich eisigen 22 Grad!!!! Jaja, man ist verwöhnt als Mallorquinerin.

Wir klauen den Einkaufswagen vom örtlichen Supermarkt (wie sonst bitte schön sollen wir 5 Tonnen Bier & Wein plus zwei Flaschen Orangensaft aufs Schiff kriegen?!?) und als wir später im Hafen die Angestellten eben dieses Supermarkts treffen (die haben nämlich auch einen Lieferservice) sind sie Kanaren-typisch sogar so freundlich, den Wagen wieder mit zu nehmen … Ja, wir mögen sie.

Und wir mögen Pto. Mogan.

Und wir mögen das Restaurant “Casito Mediterraneo” ABSOLUT EMPFEHLENSWERT!!! Hhhmmm lecker Kürbisschaum-schiessmichtod-Creme und super frischen Fisch (wer weiß, wie lange Ulli noch braucht, um seine Angel-Fähigkeiten zu perfektionieren