Ein Winter in der Sonne

Reisebericht Karibikfahrt 2012/13

Endlich Ruhe? Von wegen!

Die Überfahrt bis nach Puerto Rico ist (wie sollte es auch anders sein) …. anstrengend diesmal allerdings aus gegenteiligen Gründen: Flaute aber angenehm, zu mindestens keine See die gegen das Unterdeck knallt. Wir sind echt froh, endlich angekommen zu sein. Das war hoffentlich erstmal die letzte Nachtfahrt. Perfekt angepasst, gehen wir mit den letzten Sonnenstrahlen in Punta Ensenada vor Anker, vorbei an einer ziemlich hohen Brandung, in der Stand-Up-Paddel-Surfer ihr Können zeigen. Voll cool! In der Bucht ist es relativ ruhig. Morgens beobachten wir amüsiert, wie ein Mini-Touri-Katamaran von höchstens 10 Metern 17 Personen an Bord nimmt und losfährt … Und wir machen uns mit unseren 15 Metern Sorgen um unsere 12 Gäste. HA! Das Foto muss dringend aufgehängt werden, die Gäste können teilweise noch nicht mal alle sitzen!!!!
Wir machen eine ruhige und vollkommen entspannte Überfahrt in die nächste Bucht “Boqueron”. Angeblich ein idyllisches Austern-Fischerdorf …. Naja … Nicht so wirklich … das mit dem “idyllisch” … Aber lecker Austern haben sie, das Dutzend zu 5$ (!!!!!)

Wir gehen mit offenem Mund durch die gefüllten Straßen, Stände, Menschenmassen, es gibt sogar Straßensperren. Ich frage einen Anwohner, ob das hier immer so ist. Er antwortet, eigentlich schon, aber jetzt gerade natürlich noch mehr, wegen der Feiertage. Aha. Irgendein nationaler Feiertag??? Er guckt mich ein wenig schief an … äääähhh ... O S T E R N!!! Na dann.

Mit dem Reggaeton noch im Ohr, geht’s am nächsten Tag weiter, um die Ecke herum, die Südküste entlang Richtung Osten. Und es wird eine harte Woche. Jeden Tag 25 – 35 Knoten Wind, direkt gegen an, all inklusive hoher, steiler Wellen. An der Südküste gibt es kaum Buchten, wo man sich mal ein paar Stunden verstecken kann. Nur mit Not hält der Anker, wenn wir ein wenig Windschatten hinter den Mangroven-Inseln suchen. Teilweise brauchen wir einen ganzen Tag, um 15 Meilen weit zu kommen. Nichtsdestotrotz sind wir mit Puerto Rico ausgesöhnt. Die Südküste ist wirklich schön, und mit besserem Wetter oder wenigstens ein bisschen Sonne, wäre es richtig toll geworden. Und wir mögen die Puerto Ricaner (schreibt man das so???). Offen, liebenswert, Partypeople, überall, wirklich überall hört man Reggaeton in vollster Lautstärke, von jedem Haus, von jeder Bar, von jedem Schiff. Sowieso. Man hat das Gefühl, jeder hier hat irgendeine Art von Boot. Und dann treffen sich alle hinter irgendeiner Mangroveninsel (die hier übrigens Namensschilder haben, voll süß ) und machen voll Party. So ähnlich wie maritime Schrebergärtchen-Vereine und auf cool. Es geht den Leuten gut. Es geht der Insel gut. Klar, es ist US.

Wir sind schon so daran gewöhnt, dass man nett ist, zuvorkommend und hilfsbereit ist, aber immer mit einer offenen Hand, immer mit den um ein paar Dollars bitteren Augen, dass wir einen ganz normalen Tipp von einem Barkeeper, der einfach nur stolz auf seine Insel ist und uns einen schönen Platz zeigen will, kaum Glauben können. Es tut gut.

In einem letzten Kraftakt schaffen wir die verdammten verbliebenen 80 Meilen. Zum Glück dreht der Wind endlich zu unseren Gunsten (nicht das er weniger wird, aber wenigstens müssen wir nicht mehr kreuzen) und schlittern knapp und hoch am Wind an der Isla de Juventud vorbei, Kurs British Virgin Islands.