Ein Winter in der Sonne

Reisebericht Karibikfahrt 2012/13

Schon wieder illegal

Bahamas
Diesmal sind uns Wind und Wellen gnädiger gestimmt. Die ersten Stunden könnte man glatt “Schön-Wetter-Segeln” nennen: warme Sonne, genügend Wind, kaum Seegang. Das Mittagessen kriegen ich noch ohne größere Akrobatik hin. Danach wird’s dann zum “Schön-Segeln”: warme Sonne (ist ganz wichtig, Key West war nämlich arschkalt), richtig Wind und zu mindestens gleichmäßige Welle. Aber der Wind dreht immer nördlicher und so kommen wir gut voran. Am nächsten Morgen haben wir für 85 Seemeilen Luftlinie, 115 Meilen gebraucht und gehen in der malerischen Bucht von Little Ragged Island vor Anker, ohne einzuklarieren. Wer sollte hier auch kommen??

Bacardi Feeling kommt auf. Genauso habe ich mir die Bahamas vorgestellt. HA!!!! Ab und zu werden Erwartungen eben auch eingehalten wir machen uns lecker was zu essen, schlafen eine kleine Siesta und genießen dann den Ausblick. Auf einmal sehe ich ein kleines Dreieck … Und es bewegt sich ….. DummmdummmdummmweisseHaiMusik … und JA, es ist tatsächlich ein kleiner nein natürlich RIESEN Riffhai auf der Jagd!!! Trotzdem schnappen wir todesmutig unsere Luftmatratzen und schwimmen an den komplett naturbelassenen Strand. Der leider voll von Zivilisationsmüll ist: kaputte Plastikeimer und zerrissene Schuhe begleiten unseren Strandgang. Schade. Lange hält es uns daher nicht auf’m Land (welches wir ja eigentlich sowieso garnicht betreten dürften). Wir machen es uns lieber mit einem Cuba Libre (natürlich mit Havanna und nicht dem Kuba abtrünnigem Bacardi) auf der Badeplattform gemütlich und geben uns philosophischen Ausschweifungen über unsere gelebte Freiheit hin.

Castle Island
Lagen wir am Vorabend noch auf unseren Luftmatratzen in einem glasklaren, spiegelglatten super schönen und vor allem ruhigen Meer, dreht der Wind am nächsten Tag direkt außerhalb der Bucht voll auf … Und hält den ganzen Tag / Abend / Nacht. Durchschnittlich 30 Knoten Wind, in Böen bis zu 38 Knoten. HEFTIGST. Wir sind echt erschöpft und wollen nur noch irgendwo in Ruhe liegen. Es ist stockfinster, kein Mond, kaum Sterne (da Wolken), tierische Wellen und der Wind will dich fast von Deck fegen. So steuere ich unser Mädel mit 8 Knoten Fahrt (trotz zweifachem Reff) vollkommen blind in die Bucht von Castle Island in eine ca. 100 Meter breite Einfahrt zwischen den auf den Karten eingetragenen Riffs durch. Ich hoffe, nein, ich bete, dass das GPS genau ist und keinen Meter Abweichung hat. Die Wellen brechen immer wieder übers Deck und da unsere iPad GPS’s allmählich rar werden, da wir sie mit Vorliebe versenken, steht Walter drinnen und schreit mir die Entfernungen zu, während ich die Hände um das Steuerrad klammere und mehr oder weniger nach Gefühl und Walter’s über die Brandung gebrüllten Anweisungen fahre. Der Anker hält beim zweiten Anlauf. Mein Herz rast. WOW. DAS war mal ne Achterbahnfahrt …. Ohne Netz

Laut Karte hätte uns gestern eigentlich ein Leuchtfeuer leiten sollen, wir dachten schon, wir hätten uns versegelt oder so oder wir wären garnicht hier, oder da, oder wo auch immer, denn … nix mit Leuchtfeuer. Am nächsten Tag jedoch sehen wir den Leuchtturm und machen uns auf Erkundigungstour, wieso der denn nicht seinen Job macht und verdammt noch mal leuchtet wenn man ihn braucht ….