Ein Winter in der Sonne

Reisebericht Karibikfahrt 2012/13

Wir haben überlebt!!!!

Jaaaaa, ich weiß, normalerweise sagt man das am Ende einer Reise, aber “normal” ist sowieso für Andere. Ein paar Beispiele? Bitteschön!


… der Sturm auf dem Weg nach Soller, 40 Knoten, 3,5 Meter Welle, Steuerbord Wasserstag vom Vorspriet reißt aus dem Rumpf und die Screatcher Halterung mit samt Reffrolle fliegt uns um die Ohren, der Screatcher hängt nur noch am Fall und versucht den Mast zu knicken, wir drehen ab, die in den letzten Stunden hart erkämpften 5 Meilen sind innerhalb von Minuten wieder abgeritten, die Welle ist so ätzend, dass wir noch nicht mal in San Telmo reinkommen, sondern noch an Dragonera vorbeifliegen. Erst dahinter finden wir Windschutz und Walter schafft es, das wild gewordenen Segel runterzuholen.


… oder der Abend, wo ich aus der Schule kam, Walter mich eigentlich an der Pier abholen wollte und sein Handy aus gegangen war. So musste ich nackig über die Mole springen, in einen Seeigel treten (Fuß sich natürlich entzündet) und rüber schwimmen. Das Gesicht von Walter, als ich nackt und klitschnass auf einmal in der Kajütentür stand ist allerdings unbezahlbar 

 
… oder die Odyssee als uns ein Scherzkeks das Schiff verlegt und Schnitzeljagd mit uns spielt? Mit zwei manipulierten, mit durchgeschnitten Benzinschläuchen nicht mehr funktionierenden Motoren in dem engen Hafen von Real Club Nautico auf die Aduana zuzutreiben ist nicht wirklich witzig. Zum Glück ist das Mädel ist ja schlank und lies sich mit unserem tapferen 8PS Dinghi rausziehen. Ab an die Tankpier und Motoren überprüfen. Ausnahmsweise ist meine Geräuschempfindlichkeit mal von Nutzen, und so kann ich das Miniloch im Benzinschlauch, dass den Motor ständig zum Husten brachte, ausfindig machen und Walter die Motoren wieder hinkriegen.


… apropos Dinghi …. am vorletzten Abend kommen wir an Bord, Walter macht das Dinghi fest … Und 10 Minuten später entscheidet es sich mal alleine auf die Reise zu gehen. Ich hol schnell die Badehose raus und Walter schwimmt hinterher. Ab nun bin ich für das festmachen zuständig … Nützt aber auch nicht viel … Nachts um 2:00 büchst es wieder aus. Walter war gerade bei seinem Nachtrundgang, schaut über die Felsen an der Mole und denkt sich, ach, da ist auch jemand sein Dinghi los …ääh, sieht ja aus wie unsers …ääh IST UNSERES! Aaaaantje! kommt schlaftrunken hoch, wir sehen nur das Dinghi wie es auf die Felsen gehoben wird (hatte ich erwähnt, dass es natürlich mal wieder stürmt und ein ziemlicher Schwell im Hafen ist??) und wir springen sofort ins Wasser, Scheisse ist das kalt, vor allem im Vollschlaf, egal, wir brauchen Dinighi, bin so darauf fixiert, dass ich die ersten Anzeichen garnicht merke, waren das gerade Algen?? Und noch eine? Und noch eine?? FUUUUCK! Das sind Quallen und zwar von den Roten!!! Bis das Gehirn sich einschaltet, bin ich komplett drin, schreie Walter zu, ZURÜCK, ZURÜCK! Aber es ist zu spät, auch er ist mitten drin im Schwarm und sieht sie blitzen. Irgendwie schaffen wir es zurück an Bord und schmieren uns erstmal komplett mit Brandsalbe ein, beide hat es uns richtig heftig am ganzen Körper erwischt. Während dessen knallt das Dinghi weiter auf den Felsen rum. Wir holen Dieter aus’m Bett, er holt uns mit seinem Dinghi ab (nicht ohne vorher die Anlassfeder zu reparieren, die natürlich kaputt ging), keine Chance, das Ding von den Felsen frei kriegen, also Motor ausbauen, Walter schafft es irgendwie uns das Ding aus dem wackeligen Dinghi hochzugeben wo Dieter und ich es mit vereinten Kräften auf die Mole ziehen. Die Guardian Civil kommt, denkt wahrscheinlich wir holen da irgendwelche Drogenpakete aus dem Wasser. Sind dann aber sofort behilflich und helfen uns, dass gesamte Zodiac über die Mole zu hieven. Wir schmeißen es auf der anderen Seite wieder rein und probieren es einfach mal: … der Außenborder springt ohne zu murren an, will wohl auch wieder nach Hause zu seinem Mädel. Back on Bord. Während das Adrenalin sich mit dem Quallengift vermischt und unsere Körper allmählich in den Schockzustand über gehen, sitzen wir Händchen haltend auf der Bank und verfallen in hysterischen Lachkrämpfe.


… das wir dann am letzten Tag mit unseren (für dieses Jahr) letzten Chartergästen, mal wieder 40 Knoten Wind auf die Nase kriegen und uns die Wellen auf den Molafelsen drücken, ist dann schon fast Routine. Bevor es wirklich eng wird, kämpft sich das Mädel tapfer gegen die Wellen und zurück in den Hafen, Walter holt erstmal die gute Birne raus und wir genießen den letzten Tag.


JAWOHL! WIR HABEN ÜBERLEBT!


Wir wollen das Schicksal nicht herausfordern, also nix wie weg hier. Leinen los!
Um so geht unsere Reise auf den Spuren Columbus am 28. Oktober 2012 um genau 20:08 Uhr los.

Walter Antje Tina